Videospiele gibt es viele, gemessen an ihrem Bespaßungsfaktor sogar viele gute. Um dieser Flut Herr zu werden, hat sich ein ganzer Zoo an Metamedien etabliert. Diese versuchen, für den Nutzer zu analysieren, welche Machwerke die begrenzte Freizeit des Gamers wert sind: Überragende gibt es definitionsgemäß nur wenige. Da wir in einer Welt der Zahlen, Tabellen und Fakten leben, wird der Spielspaß gemessen – wahlweise in Prozent oder in Schulnoten.
Man mag von diesem Vorgehen halten, was man will, doch gerecht werden sie dem Videospiel als Kulturgut nicht. Etabliert ist es dennoch, nicht nur bei interaktiven Medien: Fernsehzeitschriften setzen auf ein ähnliches System, welches teilweise sogar mit nur drei Abstufungen auskommt: In rot, rosa oder grau signalisieren Daumen oder Sterne, für wie sehenswert die Redaktionen das allabentliche Programm halten. Doch für kein Medium helfen diese Ergebnisse weiter, wenn man Wert auf die Geschichte – auf den vermittelten Inhalt – legt. Selbst umfangreichere Teasertexte, die Teile der Geschichte für die Einschätzung vorweg nehmen, helfen hier nicht weiter: Wenn ein Werk nicht glaubwürdig und atmosphärisch umgesetzt ist, kommt der beste Plot nicht an.
Am deutlichsten helfen hier die (meist viel zu kurzen) Kommentare und Fazits der Tester. Ein „Wer das Hirn abschaltet und sich auf die abstruse Science-Fiction-Handlung einlassen mag, kann getrost zugreifen“ sagt mehr aus, als jede Zahl es je könnte. Nur leider bleiben diese Beschreibungen oft minimal, mehrere Sichtweisen innerhalb einer Publikation sind zudem den Top-Titeln (in Prozent, Schulnoten, etc.) vorbehalten. Und hier endet das Dilemma: Diese Wertungen sind an maximaler Bespaßung ausgerichtet.
Der noch recht junge Spielertyp des Story-Gamers braucht auch die Möglichkeit, die Geschichte an einem Stück – oder zumindest in angemessener Zeit – zu erleben. Ein einfacher Schwierigkeitsgrad kommt dieser neuen Gruppe eher entgegen, ebenso wie relativ kurze Spielzeiten. Die Zielgruppe klassischer Gamesmedien wäre damit aber unterfordert und sieht sich mit zu wenig Spiel fürs Geld fast schon betrogen. Somit ist es für den vor allem kulturell interessieren Gamer sehr schwer, die passenden Inhalte zu finden. Und die (Not-) Lösung ist verpönt: „Herausforderung? Lieber Godmode!“