Es begann wohl mit den Piraten, die mit vierzehn Männern und einer Frau in das Berliner Parlament einzogen. Auf die Frage nach dem Recht unausgewogenen Verhältnis antworten die Abgeordneten sinngemäß, man solle Menschen nicht auf ihr Geschlechtsteil reduzieren, die Piraten seien darüber im Übrigen hinaus – Dem „Post-Gender“-Ansatz gehöre die Zukunft.
Aber allerspätestens seit der Übereinkunft der Bundesfrauenministerin mit den Daxunternehmen, statt einer Frauenquote auf eine freiwillige Übereinkunft zu setzen, ist das Thema wieder mal in aller Munde (oder zumindest auch in konservativen Kreisen angelangt). Irgendwie bietet es sich ja auch an. Im Gegensatz zur Finanzkrise weiß hier jeder zumindest im Ansatz, worum es geht. Es gibt keine Unklarheit, ob nun Banken, Griechenland, der Euro, Europa oder die westliche Kultur „gerettet“ werden sollen. Es geht um die Machtverteilung zwischen Männern und Frauen.
Das Thema hat schon den Vorteil, dass fast jeden von uns einer dieser beiden Gruppen angehört und somit zumindest einen gewissen Bezug zur eigenen Lebenswirklichkeit herstellen kann. Aber das ist auch ein Nachteil: Weil jeder sich irgendwo betroffen fühlt, wird die Diskussion oft zu sehr aus der eigenen Perspektive geführt – so zumindets die Vorwürfe. Zum Beispiel schiebt Julia Schramm in einem Artikel auf Telepolis die „Beißreflexe“ einiger Nerds, wenn sie das Wort Feminismus hören, auf deren persönlichen (negativen) Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht. Aber zumindest ist vordergründig klar, worum es geht, und es kann jeder wenigstens irgendetwas mit dem Thema anfangen.
Frau Schröder möchte also am liebsten nichts machen, außer ihre Kritiker mit einer folgenlosen Absichtserklärung und unkonkreten Forderungen ruhig stellen. Das andere Extrem leben uns seit ihrem Bestehen die Grünen vor. Dort muss auf Gedeih und Verderb genau jede zweite Person eine Gebärmutter haben. Dass das allein nichts bringt, merkt man unter anderem an Frau Merkel [1]. Die hat zwar keinen Penis, regiert aber trotzdem exakt so, wie man es auch von einem Mann erwarten würde. Natürlich, der bunte Blazer zwischen all den Anzügen fällt schon auf, aber um solche Oberflächlichkeiten geht es hoffentlich nicht.
Hier offenbart sich das Dilemma: Hintergründig ist dann doch nicht klar, was es nun mit der Quote auf sich hat. Oft – nicht nur in Vorstandsetagen – ergeben sich Probleme und Unannehmlichkeiten durch einen unausgewogenen Anteil. So fiele es Männern sicherlich einfacher, „intime Produkte“ bei einem Geschlechtsgenossen zu erwerben – in der Apotheke wie im Drogeriemarkt arbeiten aber leider fast nur Frauen. Es gibt angeblich sogar viele Paare, in denen sich die Frau nur aus diesem Grund um die Verhütung kümmernt. (Hier wäre zum Wohle der Volksgesundheit vielleicht eine Männerquote angemessen…)
Ganz offenbar verhalten sich Frauen und Männer in gewissem Maße verschieden, werden unterschiedlich behandelt und reagieren entsprechend. Das Problem der zugeschriebenen und eingenommenen Rollen vor allem in Bezug auf die Gender ist seit langem bekannt. Der Anteil beider Geschlechter in unterschiedlichen Beschäftigungsfeldern ist also ganz offensichtlich auch ein Barometer für diesen Umstand. Da stellt sich dann auch die Frage: Wird das Klima besser, wenn man das Barometer auf einen bestimmten Wert festnagelt? Oder züchten wir uns damit nur eine Führungsriege aus penislosen Herren? Muss man momentan mental Mann sein, um in einer leitenden Position zu bestehen, so könnte das durchaus passieren…
- [1]Ich hätte auch Beispiele bei den Grünen bringen können, aber so bleibt es hoffentlich für einen größeren Personenkreis nachvollziehbar.↩