DRM-Maßnahmen werden immer strenger, Gebrauchthandel soll unterbunden werden. Während auf dem PC zum Alltag gehört, dass bezahlte Spiele via Steam, Origin und Co an den Erstnutzer gebunden werden, sollen Gerüchten zufolge sowohl auf der nächsten XBox als auch auf der nächsten Playstation keine gebrauchten Games mehr laufen. Während diese technischen Maßnahmen den Spieler per Software entmündigen, fordert Crysis-Entwickler Crytek ein gesetzliches Verbot von Gebrauchtspielen.
Auf diese Weise untergräbt die Branche, die so sehr um die Akzeptanz „ihres“ Mediums als Kulturgut kämpft, eben diesen Anspruch, den sie selber stellt. Kultur lehrt sehr viel über die Gesellschaft, was sie denkt, fühlt und fürchtet. Nicht nur dort, wo vermutlich jeder es erwartet, sondern auch in Horrorfilmen und Ego-Shootern. Gozilla zum Beispiel ist Symbol für die zerstörerische Gewalt nuklearer Waffen, unter deren Eindruck sich Japan in den 1950er Jahren befand, King Kong greift die Sklaverei in Amerika als Thema auf und SiFi-Shootern thematisieren typischerweise die Ambivalenz von Nutzen und Gefahr neuer Technologie. Kultur ist Teil des gesellschaftlichen Gedächtnisses, kein Wegwerfprodukt. Daher wird sie in Museen, Archiven und Bibliotheken für die Nachwelt bewahrt. Sie bildet ab, was die Gesellschaft bewegt, und behandelt ihre Ängste.
Während US-Forscher kritisieren, dass lange Schutzfristen der Verfügbarkeit von Büchern schaden, ist das Bild bei digitalen Medien viel dramatischer. Während Bücher lange haltbar, unbegrenzt lesbar und sogar ohne Mühen zu kopieren sind, ist das bei Software nicht mehr der Fall. DRM, ursprünglich propagiert als Mittel gegen illegale Kopien, könnte zum Kulturkiller werden. Wenn auch – so ist zu hoffen – nicht für die gesamte Gesellschaft, so doch für jeden einzelnen von uns.
Es gibt viele Liebhaber, die klassische Konsolen sammeln, reparieren und in Stand halten. Und wer hat nicht noch seine ersten Spiele zuhause auf dem Regal stehen? All das wird nicht mehr funktionieren, wenn zum Spielen irgendwo auf der Welt ein Server laufen müsste, dessen Betrieb sich für den Anbieter nicht mehr lohnt. Nicht mehr lohnt für den „Rechteinhaber“ könnte man sagen – und dabei genau der Wahrheit ins Auge blicken, die man nicht verstehen will: Die Rechte liegen bei jemand anderem, nicht bei mir, dem zahlenden Kunden. Und auch wenn laut EU-Generalanwalt selbst der Handel mit gebrauchten Lizenzen legal ist, so unterbindet das sogenannte Digital Rights Management jedwedes Recht auf technischer Ebene. DRM könnte in diesem Sinne besser übersetzt werden mit Decay of Rightfully used Media. Die Kulturschaffenden selbst haben ihren Werken ein Verfallsdatum aufgeprägt.