Es hat schon seinen Grund, warum ich nicht mal überlegt habe, mir Diablo 3 zu kaufen. Denn obwohl das Spiel einen Einzelspielermodus bietet, muss man ständig mit den Servern von Blizzard verbunden sein, um spielen zu können. Und – wie erwartet – sind eben diese gleich zum Release des Spiels ausgefallen. Onlinezwang, wie man ihn kennt. Die Gamestar nimmt es mit Humor und präsentiert ebenfalls wenig überrascht den ersten Screenshot.
Ich persönlich halte jeden, der jetzt mit original Datenträger vor seinem Computer sitzt und nicht spielen kann, für einen Sieg der Cracker-Szene – ganz besonders diejenigen, die extra Urlaub für das Spiel genommen haben. Und um ehrlich zu sein, halte ich es für moralisch durchaus vertretbar, selber nachzubessern, damit man das bezahlte Spiel auch starten kann. Eigentlich aber ist es traurig, dass es überhaupt möglich sein kann, mit Softwareschnippseln aus irgendwelchen oft dubiosen Quellen sein Spielerlebnis zu verbessern.
Deswegen ist Onlinezwang abzulehnen… mit wie vielen Botnetzen soll es möglich sein die Backbones abzuschalten (BBC oder so vor knapp 1,5 Jahre hatte berichtet, dass Forscher heraus gefunden haben, dass wenn man die Backbones angreift man eine Kaskade im Netz auslöst…)? Stellt euch vor an so einen Termin zieht Anonymus den großen Stecker aus dem Internet. Wie viele Fans würden dann die Welt untergehen? Wie viele Menschen würden DRM überdenken wenn sie keine Musik, Spiele oder sonst was funktioniert. Ohne so ein einschneidendes Ereignis werden die „Shut up and take my money“ Käufer sicher nicht darüber nachdenken was sie mit ihren Kaufverhalten unterstützen…
Wen ich daran denke, auf wie viele SP-Spiele allein ich verzichtet habe, weil sie nur online (richtig) funktionieren. Das größte Problem kommt aber ja noch: Sobald sich der Betrieb für Blizzard nicht mehr lohnt, werden die Spiele wertlos. Mal wieder nen Klassiker raus kramen ist so einfach nicht drin.
Ähnlich wie du habe ich auch inzwischen auf mehrere Single Player Spiele wegen dauerhaften Online-Zwang verzichtet. UbiSoft war ja da quasi der Vorreiter, ist aber zum Glück zurück gerudert. Blizzard wird das so bald wohl nicht machen müssen…
Bei mir sind solche Spiele von vornherein indiskutabel, da ich bei meinem DSL-Anbieter damals SEHR viele Verbindungsabbrüche hatte. Außerdem kenne ich einige Leute, die mit Müh und Not per UMTS relativ instabil ins Internet kommen. Ich kann nur hoffen, dass sich dieses System auf Dauer nicht durchzieht. Vor kurzem habe ich dann auch noch von jemandem gelesen, dessen Diablo 3 Account gehackt und „leer geräumt“ wurde (geht das überhaupt schon?). Er hatte eigentlich nie „online“ im Multiplayer gespielt. Die Risiken überwiegen für mich eindeutig den „Gewinn“.
@Stefan: Die Krönung des ganzen sind Berichte über Lags im Singleplayer:
Tja, wären es mal nur die Lags, die das „Singleplayer“-Vergnügen schmälern. Allerdings ist mir in meiner (zugegebenerweise kurzen) Diablo 3-Zeit noch etwas ganz anderes aufgefallen. Dazu muss ich ein bisschen ausholen, weil es sich um die Verkettung von unglücklichen Fakten handelt:
Diablo hat in all seinen Teilen seinen Reiz unter anderem daraus gezogen, dass die Dungeons immer zufallsgeneriert waren. Das heißt, dass beim betreten eines Dungeons eben dieser generiert wird. Immer wieder. Wird ein Dungeon verlassen, ohne dass er vollständig erkundet wurde oder das Anschlusslevel erreicht wurde, galt er als nicht absolviert. Nicht absolvierte Dungeons werden zum Levelstart im Zufallsprinzip generiert…
Diablo 3 ist ein Spiel, dass kein direktes Speichern unterstützt. Wenn das Spiel verlassen wird und wieder betreten wird, wird der Spielercharakter an den letzten Speicherpunkt gespawnt. Dies ist zumeist ein Leveleingang o.ä.
Diese beiden Gegebenheiten haben (zumindest bei mir) dazu geführt, das im SINGLEplayer-Modus das Spiel häufig nicht verlassen wurde, wenn es zu einer Spielpause kam, sondern lediglich pausiert. Dadurch musste ich nicht die vielleicht schon zu 3/4 erforschte Höhle von Neuem durchforsten, sondern konnte wirklich da weitermachen, wo ich aufgehört hatte (bin ich damit eigentlich alleine?).
Bei Diablo 3 ist es nun aber so, dass bei einer bestimmten Idle-Zeit der Nutzer vom Server getrennt wird. Mein Vorgehen ist nun also nicht mehr praktikabel.
Das ist sicherlich kein Beinbruch, aber doch eine, wie ich finde, nicht unerhebliche Erschwernis beim Spielen. Darüber hinaus keimte in mir die Frage auf, warum Blizzard mich daran hindern will, mein Spiel so zu spielen, wie ich es immer gemacht habe. Ob ich speichere und das Spiel beende, oder lieber die Pausen-Option wähle und das Spiel laufen lasse, ist eigentlich keine Entscheidung, die Blizzard für mich treffen sollte.
Ja, mir ist bewusst, warum es aus einem technisch-logistischen Grund sinnvoll ist, inaktive Spieler vom Server zu trennen. Aber es stört mich enorm, dass Blizzard mein Spielverhalten ändern will. Grade im Hinblick auf Speicherpunkte und zufallsgenerierte Levels empfinde ich dieses Vorgehen als Gängelung des Spielers.
Stimmt mir irgendwer in diesem Punkt zu?
Gruß
Christian
Was du beschreibst, könnte auch ein unerwünschter Nebeneffekt sein. Es ist ja meist sinnvoll, inaktive Spieler automatisch auszuloggen. Das dient z.B. der Accountsicherheit. (Und löst somit ein Problem, das es ohne Onlinezwang nicht gegeben hätte.) Wenn das Spiel gut programmiert wurde, sollten Singleplayerspieler und inaktive Multiplayerspieler eh kaum Serverlast erzeugen.
Auf der anderen Seite muss ich an Leute denken, die auf unserem Minecraft-Server mit Ankündigung rumidlen.Auf einem Server, über den man nicht die Kontrolle hat, wäre das nicht möglich. Zwar stören inaktive Spieler (anders als bei Wettbewerbsspielen) hier nicht unbedingt, aber sie belegen Slots auf dem Server. In diesem Fall will man wohl wirklich das Verhalten der Spieler ändern.
Persönlich stelle ich es mir eh so vor, dass alles Spiele (außer MMOs) komplett auf meiner Hardware laufen (können). Singelplayerspiele neben meinen Füßen und Internet-Multiplayer auf meinem Rootserver. Aber davon entfernen wir uns ja momentan leider immer weiter.